Personal Branding Fotografie – Worauf solltest Du achten?

Interview mit Portaitfotografin Madeleine Dietrich von PEOPLE AND PIECES

Die Münchener Portraitfotografin Madeleine Dietrich von PEOPLE AND PIECES ist ein echtes Multi-Talent. BWL Studium, Projekt- und Prozessmanagement in einer Designagentur, Vollselbstständigkeit als Hochzeitsrednerin, Gründung einer Traurednerschule – beim Blick in ihren Lebenslauf wird schnell klar, dass langweilig und geradlinig nicht ihr Ding ist! Anfang 2020 beschloss sie, ihren Traum von der Fotografie nicht länger aufzuschieben, kaufte sich eine Kamera und fing einfach an – zuerst einmal ohne Plan, aber aus Leidenschaft. Nach unzähligen frei organisierten Fotoshootings, einigen professionellen Coachingstunden bei Fotografen, Onlineseminaren und jeder Menge wundervollem Feedback zu ihren Bildern, drehte sie ihr berufliches Leben komplett auf links und folgte ihrem Herzen. Seit Januar 2023 ist sie als professionelle Portraitfotografin tätig und arbeitet außerdem als HR Managerin in Teilzeit in einer Designagentur…#mutigseinundeinfachmachen! Im FEMBRANDS Interview erklärt sie, worauf es beim Thema Branding Fotografie ankommt und wie Du es schaffst, die richtige Fotograf:in für Dich und Deine Brand zu finden.  

FEMBRANDS: Madeleine, Personal Branding ist aktuell ein  riesiges Thema! Gerade für Selbstständige und Freiberufler:innen ist es immens wichtig, sichtbar zu werden und aus der Masse herauszustechen. Wie hast du Dich damals auf das Thema vorbereitet?

Madeleine: Absolut, das Thema Personal Branding hat über die Jahre immer mehr an Aufmerksamkeit gewonnen; dies freut mich wirklich sehr, gehört es doch unweigerlich zum Aufbau einer erfolgreichen Selbstständigkeit dazu. Für mich ist das Thema Corporate Identity – und damit verbunden natürlich auch das Thema Personal Branding – kein neuer Bereich, denn 2006 begann ich in einer Marken- und Designagentur als Projektmanagerin zu arbeiten und habe hier viel an Erfahrung gesammelt. Beim Start meiner Selbstständigkeit brauchte ich also für diesen Themenbereich keinen Coach oder Berater:in. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen: Obwohl mir diese Themen überhaupt nicht fremd sind, ist es mir wichtig, auch immer mal wieder einen Blick von außen auf mein komplettes Business zu bekommen. Wir entwickeln uns alle weiter; wir reifen persönlich und fachlich und somit verändert sich auch unser Auftreten und unsere Expertise. Meines Erachtens ist der regelmäßige Blick auf unser gesamtes Unternehmen und unsere Corporate Identity unerlässlich. Hierfür buche ich mir tatsächlich alle paar Jahre eine/n Expert:in, die mir meine Wirkung nach außen – auf den verschiedensten Gebieten (Website, Sprache, Bilder, Produkte) – widerspiegelt. So einen regelmäßigen Check-up kann ich im Übrigen nur jedem/r Selbstständigen empfehlen.

Wie unterstützen Bilder das Personal Branding?

Brandingfotos sind eine großartige Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit und die fachlichen Kompetenzen darzustellen. Sie sind wichtige Faktoren im Manifestieren des Personal Brandings. Grundsätzlich ist Bildsprache ein nicht zu unterschätzendes Mittel im Bereich des Corporate Designs; Du kennst ja sicherlich das Sprichwort „Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte.“? Das beweisen auch diverse Studien – zum Beispiel, dass wir 83% aller Informationen allein über die Augen wahrnehmen (*M. Scarabis, E. Primosch (2012): Psychologie der Markenführung). 
Ein weiterer wichtiger Fakt ist auch, dass eine Person in Bruchteilen von Sekunden entscheidet, ob sie Dir zum Beispiel auf Instagram folgt oder auf Deine Website klickt. Wir haben nicht viel Zeit, jemanden von uns zu überzeugen. Mit den richtigen Personal Branding Bildern präsentieren wir uns und unsere Marke, mit dem Ziel, unsere Wunschkund:innen für uns zu gewinnen.

Was machen gute Personal Branding Fotos aus, und was unterscheidet sie von normalen Businessfotos?

Personal Branding Bilder und Businessbilder unterscheiden sich erheblich. Bei einem Businessportrait wird die Person in ihrem geschäftlichen Kontext porträtiert; ein schöner Hintergrund, ein Business-Outfit, vielleicht noch ein oder zwei verschiedene Gesichtsausdrücke, das war’s. So richtig viel erfährt man, ehrlich gesagt, nicht über den Menschen. Bei der Personal Branding Fotografie hingehen geht es um weit mehr – es geht um die Marke und den Menschen dahinter. Hier wird anhand von Setting, Outfit, Art der Bilder, Farben (Kleidung, Umgebungsfarben) und der Auswahl der Motive eine visuelle Identität vermittelt. Beim Betrachten der Fotos erhält man also einen tiefen Einblick in die Persönlichkeit, das Business und die Marke – und so wird Nähe aufgebaut. Businessbilder kommen bei weitem nicht an diese Aussagekraft heran.

Wie können Fotos einen kompletten Markenauftritt unterstützen bzw. wie fügen sie sich in das gesamte Brand Design Konzept ein?

Egal um welches visuelle oder textliche Mittel es sich handelt, Dein kompletter Markenauftritt sollte natürlich stimmig sein. Es ist essenziell, dass Bild, Text und alles, was Du mit Deiner Marke tust, aus einem Guss sind. Bilder spiegeln all das wider, worüber Du sprichst, schreibst und wie Du handelst. Bei der Produktion der Branding Bilder solltest Du deshalb unbedingt darauf achten, dass z.B. die Farbwelt, das Set-up, die Accessoires etc. Deiner „Unternehmenssprache“ entsprechen.

Bevor ich ein Shooting für mich und meine Marke plane bzw. anfrage, was meinst Du, worüber sollte ich mir unbedingt im Klaren sein? Welche Fragen sollte ich mir im Vorfeld stellen?

Bevor Du Dich auf die Suche nach der richtigen Fotograf:in machst, solltest Du Dir unbedingt im Klaren darüber sein, was am Ende dabei herauskommen soll. Es gibt die unterschiedlichsten Fotograf:innen dort draußen und nicht jede Fotograf:in (die fotografieren kann), ist die/der Richtige für Dich. Auch ich habe das schon erlebt – es gab beispielsweise Kund:innen, die zu mir gekommen sind und mit den Bildern der vorherigen Fotograf:in unzufrieden waren (was meist nicht an der fotografischen Leistung lag). Eine gute Vorbereitung und das richtige Briefing können das verhindern.

Über folgende Themen solltest Du Dir auf jeden Fall vorab Gedanken machen:

  • – Was möchtest Du Deiner Zielgruppe mit den Bildern vermitteln (Welchen Vibe sollen die Bilder haben)?
  • – Für welche Marketingzwecke werden die Bilder benötigt (Website, Social Media, Newsletter, Visitenkarte…)?
  • – In welchem Umfeld kommt Dein Unternehmen / Deine Dienstleistung am besten zur Geltung?
  • – Werden die Bilder ausschließlich digital genutzt oder sollen diese auch gedruckt werden?
  • – Wie möchtest Du Deine Dienstleistung / Dein Angebot darstellen? Bist Du vielleicht Berater:in und möchtest eine Coachingsituation nachstellen?

Bei allen Antworten auf diese Fragen solltest Du stets Deine Zielgruppe im Hinterkopf haben.

Wie finde ich eine geeignete Fotografin oder einen Fotografen für mich und meine Personal Brand?

Die Antworten auf die vorangegangenen Fragen geben Dir jetzt einen guten Eindruck, in welche Richtung es gehen soll. Damit das Ganze greifbarer und die Recherche nach einer geeigneten Fotograf:in leichter wird, empfehle ich die Erstellung eines Moodboards. Suche Dir dazu in verschiedenen Bilddatenbanken (z.B. unfold, canva) genau die Bilder heraus, die perfekt zu Deiner Marke und Deinem Unternehmen passen. Lege Dir Deine Markenfarben in Sichtweite und achte bei der Auswahl unbedingt auf den Farbstil (hell/dunkel, leuchtend/gesättigt) sowie den Look-and-feel der Bilder – also ob die Bilder eher „gestellt“ sind oder leicht aus der Situation heraus aufgenommen wirken.
Bei der Suche nach einer passenden Branding-Fotograf:in kannst Du unterschiedlich vorgehen: Frag‘ in Deinem Bekanntenkreis nach, recherchiere im Internet und schau‘ Dich in den Sozialen Medien um.
Landest Du auf einer Website, bei der die Bilder sehr gut zu Deiner Marke passen, solltest Du die Person hinter der Kamera nicht außer Acht lassen. Gerade bei Portraitbildern ist es wahnsinnig wichtig, dass die Chemie zwischen Dir und der Fotograf:in stimmt. Ist dies nicht der Fall, besteht die Gefahr, dass das Unwohlsein auf den Bildern zu sehen ist. Suche Dir eine Fotograf:in, die Dir sympathisch ist, bei der Du Dich gut aufgehoben fühlst und bei der Du merkst, dass Deine Vision und Dein Vorhaben verstanden werden.
Hast Du eine Auswahl von von ein bis zwei Fotograf:innen getroffen, erfolgt jetzt die Anfrage. Werde dabei so konkret wie möglich, denn nur mit klarer Kommunikation Deines Ziels kann die Fotograf:in herausfinden, ob sie/er auch richtig für den Job ist.

GOOD TO KNOW:
Jeder Fotograf arbeitet anders und deswegen lässt sich die Leistung (und damit verbunden auch der Preis) manchmal nicht ganz so leicht vergleichen. Auf folgende Punkte solltest Du allerdings ein besonderes Augenmerk legen:

– Sind die Nutzungsrechte im Preis inbegriffen?

– Wie viele Bilder sind im Preis inklusive bzw. ist der genannte Preis ein „Preis pro Bild“?

– Was passiert, wenn ich mehr Bilder haben möchte, als im Preis inklusive sind? Was kostet dann der Kauf zusätzlicher Bilder?

– Darfst Du selbst die Bildauswahl treffen oder sucht der Fotograf für Dich die besten Bilder heraus?

 

Suche Dir eine Fotograf:in, die Dir sympathisch ist, bei der Du Dich gut aufgehoben fühlst und bei der Du merkst, dass Deine Vision und Dein Vorhaben verstanden werden.

 

Wie schaffst Du es, Deine Kund:innen authentisch darzustellen und was sagst Du Menschen, die von sich behaupten, sie seien nicht fotogen?

Oh ja, es gibt einige Menschen, die sich als „nicht fotogen“ bezeichnen oder sehr großen Respekt vor einem Fotoshooting haben. Meist liegt diese „Erkenntnis“ an früheren Shooting-Erfahrungen oder an der (fehlenden) Akzeptanz des eigenen Körpers. Ich kann natürlich als Fotograf:in nicht alle Glaubenssätze auflösen, aber meiner Meinung nach zeichnet eine gute Fotograf:in auch aus, dass sie beim Shooting nicht nur die Sache, sondern auch den Menschen ins Zentrum rückt. Und hier kommen wir zum wichtigsten Punkt: Vertrauen ist essenziell in der Fotografie. Der Aufbau von Vertrauen beginnt bei mir schon sehr früh, nämlich mit der Vorstellung meiner Person auf der PEOPLE AND PIECES Website. Die Art und Weise, wie ich auf Anfragen reagiere, stellt ein weiterer Touchpoint dar und all das mündet dann schließlich im Höhenpunkt: dem Shooting selbst. Hier gehe ich auf die Menschen, deren Ziele, Wünsche und auch die Herausforderungen ein. Ich höre zu, gebe Raum und versuche auch manchmal mein Gegenüber ein bisschen aus der Reserve zu locken. Mein Ziel ist es, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich meine Kund:innen wohlfühlen. Darüber hinaus gebe ich auch immer wieder Tipps in Sachen „natürliches Posing“. Etwas Wichtiges sei an dieser Stelle noch erwähnt: Ein gutes Bild entsteht nicht nur durch die Fotograf:in, auch meine Kund:innen müssen sich ein Stück weit öffnen. Wenn wir uns beide aufeinander einlassen und uns Vertrauen schenken, dann werden die Ergebnisse richtig gut und am Ende können wir unser gemeinsames Ziel erreichen – nämlich großartige Branding-Portraits zu kreieren.

Wie viele Fotos brauche ich im Allgemeinen für einen professionellen Markenauftritt (also inklusive Website, Social Media, Newsletter etc.)? Kann ich Fotos über alle Kanäle hinweg nutzen oder benötige ich unterschiedliche Bilder – je nach Einsatzgebiet?

Je nachdem für welchen Zweck Du die Fotos einsetzen möchtest, bietet es sich auf jeden Fall an, verschiedene Bilder für unterschiedliche Marketingkanäle erstellen zu lassen. Idealerweise produziert Ihr dann eine Auswahl an folgenden Motiven: Portraitbilder, Arbeitssituation, Umfeld, Accessoires etc. Überlege Dir verschiedene Storys & Emotionen, die Du auf den unterschiedlichen Kanälen darstellen möchtest. Und denke daran: um eine Geschichte zu erzählen, braucht es nicht immer Dich auf dem Bild.
Teile Deine Wünsche auf jeden Fall mit Deiner Fotograf:in, damit sie sich optimal auf das Shooting vorbereiten kann und Ihr dann alle gewünschten Motive auch auf einer Liste „abhaken“ könnt.
Ich selbst bitte meine Kund:innen immer um eine Liste mit den Top 10 Bildern, die als Ziel des Shootings herauskommen sollen – zusammen mit einer Beschreibung dessen, was die Zielgruppe sehen und empfinden soll, wenn sie das jeweilige Bild sieht. Dieser Überblick hilft sehr gut dabei, sich beim Shooting zu fokussieren.

MEIN TIPP: Idealerweise frischst Du ein- bis zweimal im Jahr Deine Brandingbilder auf. Du kannst beispielsweise einmal im Jahr ein größeres und beim zweiten Mal ein etwas kleines Shooting planen. Somit bleibt dann zum Beispiel auch Dein Instagram Feed für Deine Kund:innen immer interessant.

Vielen Dank Madeleine für Deine Zeit und das tolle Interview!

Fotocredit: PEOPLE AND PIECES

 

 

Madeleines “FIVE for FEMBRANDS”

 
 
  1. Wer oder was inspiriert Dich bei Deiner Arbeit?
  1. Ich lasse mich super gerne von Kolleg:innen, meinen Kund:innen und allgemein von Menschen inspirieren, die neugierig und offen der Welt und dem Leben gegenüberstehen.

  1. Was unterscheidet Dich von anderen Portraitfotograf:innen?
  1. Jeder von uns hat einen anderen Stil und einen anderen Blick auf die Portraitfotografie. Mich macht aus, dass ich Wert auf den Menschen und auf Qualität lege. Ich kann schnell eine Verbindung aufbauen, die Vertrauen schafft.

  1. Was würdest Du heute in Punkto „Selbstständigkeit“ auf jeden Fall anders machen?
  1. Ich würde meinem früheren Ich sagen: „Alles braucht seine Zeit.“ Und ich würde heute wohl nicht mehr im Gründungsjahr ein aufwendiges Image-Video drehen; das lohnt sich erst nach einer gewissen Zeit.

  1. Wie schaffst du es, Dich von Kritik und Zweifeln nicht unterkriegen zu lassen?
  1. Ich bin auch nur ein Mensch und ich würde lügen, wenn ich sage, dass mich Kritik oder Zweifel total kaltlassen. Mit den Jahren, besonders in der Selbstständigkeit, habe ich vieles dazulernen dürfen, eben auch die Erkenntnis: Es gibt so unglaublich viele Meinungen, die sicherlich alle ihre Berechtigung haben, aber am allerwichtigsten ist es jedoch, dass man sich am Ende des Tages immer fragt: „Was tut mir selbst gut und wohin soll meine Reise gehen?

  1. Insta-Tipp? Welcher Account begeistert Dich gerade und warum? 
  1. Ich interessiere mich für viele verschiedene Gebiete und lasse mich gerne aus den Bereichen Business, Fotografie, Gesundheit, Sport, Design und seelische Gesundheit inspirieren. Einen absoluten mega Insta-Tipp habe ich nicht; meine Interessen sind einfach zu vielschichtig. Ich möchte dennoch gerne ein paar Accounts mit Euch teilen: @julia.leifheit (Zeitmanagement), @brandtimestories (Copywriting), @doc.caro.fitmed (Gesundheit/Sport), @sz, @maithink @strive_mag (verschiedene Themen) und viele mehr.

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