Wie schafft Authentizität mehr Sichtbarkeit?

Interview mit Schauspielerin Isabell Stern

Isabell Stern ist eine Münchener Schauspielerin, die nach ihrem Studium der Kommunikationswissenschaften die Schauspielschule in München absolvierte. Seitdem ist sie sowohl auf der Bühne als auch vor der Kamera zuhause. Sie spielte in zahlreichen TV-Produktionen wie »Zimmer mit Stall«, »München 7«, »Der Bergdoktor« oder auch »SOKO München«. Neben der Schauspielerei hat sie ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckt. Sie schreibt Drehbücher und entwickelt aktuell ein tragikomisches Serienformat. Im FEMBRANDS Interview erzählt sie, warum Authentizität nicht nur in ihrem Beruf so essenziell wichtig ist, sondern DER ausschlaggebende Faktor in Sachen Personal Branding ist.

FEMBRANDS: Gerade für Selbständige und Freiberufler:innen ist Personal Branding immens wichtig, um sichtbar zu werden und aus der Masse herauszustechen? Wie schaffst Du es als Schauspielerin, Dich als “Personal Brand” zu positionieren und aufzufallen? Im Gegensatz dazu sollst Du ja in Deinen Rollen nicht als “Du selbst” bzw. authentisch auftreten. Das ist doch bestimmt eine seltsame Kombination, oder?

Isabell: Als Schauspieler:in ist es ja generell von Vorteil, nicht zu festgelegt zu sein. Man wird schnell in Schubladen gesteckt, die sich gar nicht so einfach wieder öffnen lassen, um sich auch in anderen Rollen ausprobieren zu dürfen. Ich persönlich finde es spannend, immer mal wieder „aus der Rolle zu fallen“, um neue Dinge ins Rollen zu bringen, daher bevorzuge ich es im Bereich Schauspiel einfach offen zu sein und die „Personal Brand“ gar nicht so scharf abzugrenzen. Man ist ja bei jeder Rolle immer auch eine Projektionsfläche für eine besondere Geschichte und diese Projektion sieht ja jeder Zuschauer aus seinem persönlichen Blickwinkel, empfindet sie auf seine Weise und wird im besten Falle von der Figur berührt. Aber wenn es bei mir persönlich eine Art Key Word für meine Personal Brand gibt, dann ist es auf jeden Fall „Neugier“.

Was sind Deiner Meinung nach die wichtigsten Faktoren beim “Personal Branding”, worauf kommt es an, was macht den Unterschied zwischen “ganz nett” und “wow”? Und wie wichtig ist Authentizität?

Ich bin mir ganz sicher, dass der wichtigste Faktor in Sachen Personal Branding Authentizität ist. Wenn man merkt, dass die Person mit voller Leidenschaft und Liebe hinter dem steht, was sie tut, dann ist das die beste Basis, um andere Menschen mitzunehmen und die Begeisterung zu teilen. Das kann man, glaube ich, auf alle Bereiche des Lebens, beruflich wie privat übertragen.

Wie werde ich als Personal Brand am besten sichtbar?

Als Schauspieler:in hat man da keine klaren Steuermöglichkeiten, denn wie man wahrgenommen wird, liegt oftmals im persönlichen Auge des Betrachters. Ich kann nur ich selbst sein. Dem einen gefällt es, dem anderen nicht. Beim Schreiben geht das natürlich schon einfacher, denn mit den Texten oder Büchern, die man schreibt, hat man ja ein fertiges Produkt. Da geht es deutlich einfacher, sich zu positionieren.

Wie können Social Media Beiträge (also Fotos / Videos / Reels z.B. auf Instagram) Positionierung und authentisches Personal Branding unterstützen? Worauf achtest Du, wenn Du neue Posts erstellst?

Man kann über Social Media mit viel weniger Aufwand als zum Beispiel auf einer Website, ein Portfolio von sich und seiner Arbeit zeigen. Wenn man auf mein Profil geht, kann man innerhalb weniger Klicks erfahren, was ich über verschiedene Themen denke, wie ich aktuell aussehe, welche Projekte ich in letzter Zeit gemacht habe und in den Reels und Stories sieht man, welche Sportarten ich gerne mache. Das ist für Schauspieler:innen ein guter Weg aktuelle Informationen von sich zu kommunizieren und es ist für jeden leicht zugänglich. Ich achte darauf, dass ich persönlich bin, aber nicht zu privat, Kinder halte ich generell raus aus all meinen Social Media Posts.

Hast Du ein Beispiel bzw. einen “Personal Branding-Liebling”, die oder der es besonders gut schafft, sich authentisch und herausragend zu präsentieren? Auf welche Weise gelingt ihr / ihm das?

Aktuell finde ich, dass es meiner Kollegin Lena Meckel am besten gelungen ist, in relativ kurzer Zeit eine richtige Fan-Base für sich als Person zu generieren. Mit ihrem authentischen Account nimmt sie ihre Follower mit in ihr persönliches Umfeld und bringt einen nahezu täglich zum Lachen. Humor ist, glaube ich, ein sehr guter Weg, andere Menschen für sich zu begeistern.

Du bist auch Autorin und schreibst eigene Drehbücher, Konzepte für TV-Shows sowie Kinderbücher, das heißt, Du erstellst Content für ganz unterschiedliche Zielgruppen. Immer geht es ja darum, das Publikum ideal anzusprechen, zu unterhalten und zu fesseln. Wie stellst Du Dich auf die jeweilige Zielgruppe ein bzw. wie gehst Du vor, wenn Du etwas Neues schreibst?

Schreiben beginnt ja immer mit der Idee zu einer Story, die man erstmal im Kopf hat. Um sie dann zu Papier zu bringen, fange ich immer damit an, mir Notizen zu machen, um die Grundidee festzuhalten. Oft habe ich Ideen mitten in der Nacht und dann versuche ich, die Idee direkt in Stichpunkten zu notieren, denn wenn ich wieder einschlafe, kann es sein, dass die Idee am nächsten Morgen verschwunden ist. Anschließend beginnt die klassische Recherchearbeit. Ich lese mich in das jeweilige Thema ein und suche das Gespräch mit Menschen, die es direkt betrifft oder die es aus meiner Sicht interessieren könnte.
Bei Ideen zu Kinderbüchern beginne ich vor dem Schreiben, die Geschichte verschiedenen Altersgruppen zu erzählen und gucke, wie die Reaktionen sind. Da merkt man ziemlich schnell, ob Kinder bei einer Story dabei bleiben oder nicht, die sind schonungslos ehrlich und aus meiner Sicht die besten Kritiker. Hier ist es auf jeden Fall von Vorteil, viel Familie um sich zu haben und sich mit allen Altersklassen auseinanderzusetzen.

Was macht emotionales Storytelling aus? Welche Elemente sind dabei wichtig? Wie schaffst Du es, mit einem Text Gefühle zu erzeugen?

Auch hier ist Wahrhaftigkeit ein großes Thema. Wenn man zum Beispiel in einem Kinderbuch erzählt, dass eine Maus mit einem Kind sprechen kann, dann muss das glaubhaft rüberkommen und berühren. Die Figuren müssen so wahrhaftig dargestellt sein, dass man sich damit identifizieren kann. Ich glaube, dass man das durchaus auch auf ein Storytelling für ein klassisches Markenbranding übertragen kann. Nur Wahrhaftigkeit kann überzeugen. Wenn ich der Person hinter einer Brand nicht glaube, was sie da macht oder realisieren möchte, dann wird es schwer, dass einen das Produkt begeistert. Es muss eine echte Geschichte sein, die einen mitnimmt und bei der man den Impuls verspürt: „Das will ich!“

Deine Tipps bei Schreibblockade oder was tust Du, wenn die dringend notwendige Kreativität mal wieder auf sich warten lässt?

Unbedingt raus in die Natur, raus unter Leute und die Inspiration kommen lassen. Nur wer lebt, kann Geschichten erzählen. Was passiert in der Welt, was passiert in meinem Umfeld und was sind die drängenden Fragen, über die sich die Menschen um mich herum Gedanken machen. Dann braucht es natürlich auch eine gesunde Portion Zeit für sich, das berühmte „aus dem Fenster gucken“, um den Gedanken ihren freien Lauf zu lassen.

Vielen Dank Isabell für Deine Zeit und das tolle Interview!

Fotocredit: Daniela Pfeil

Isabells “FIVE FACTS for FEMBRANDS”

Wer oder was inspiriert Dich bei Deiner Arbeit? Menschen, die sich nicht in Schubladen stecken lassen

Was unterscheidet Dich von anderen Schauspielerinnen / Autorinnen? Ich glaube, dass ich eine sehr hohe Empathie habe, die man sowohl in meinen Rollen als auch in meinen Texten spüren kann

Was würdest Du heute in Punkto „Selbstständigkeit“ auf jeden Fall anders machen? Als ich am Anfang stand, habe ich mich mehr verbiegen lassen, heute fahre ich deutlich besser mit meinem Credo „Thats me, take it oder leave it.“

Wie schaffst du es, Dich von Kritik und Zweifeln nicht unterkriegen zu lassen? Das gelingt natürlich nicht immer, aber da ich mich so wohl fühle mit dem, was ich tue, kann ich mittlerweile sehr gut unterscheiden, wann es sich um eine konstruktive Kritik handelt, die eine Entwicklung fördert und wann nicht.

Insta-Tipp? Welcher Account begeistert Dich gerade und warum? Ich liebe Celeste Barber, zwar schon seit Jahren, aber ihr Humor und ihre Ehrlichkeit macht mir immer gute Laune

Du möchtest mehr über Isabell erfahren? Dann folge ihr auf Instagram oder schau‘ Dir ihre Vita bei  Agentur Kick oder Marcel Hartges an.